Einführung in das Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung von Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland und Sigrid Blömeke

Mit dem Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung legen wir eine umfassende Darstellung forschungsbasierten Wissens zur (institutionalisierten) Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern, ihrer Geschichte und ihren herausfordernden Bedingungen, ihrer unterschiedlichen Ansätze, Komponenten, Konzepte und Methoden sowie zu den an ihr beteiligten Akteurinnen und Akteuren in einer Neuausgabe vor. Im Folgenden stellen wir zunächst das Profil des Handbuches vor, um anschließend die Systematik und den Inhalt des Bandes einzuführen und unseren Dank gegenüber all jenen auszusprechen, die zur Entstehung dieser Neuausgabe des Handbuches Lehrerinnen- und Lehrerbildung beigetragen haben.

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Profil des Handbuches

Die Lehrerinnen- und Lehrerbildung gilt international als bedeutsame gesellschaftliche Aufgabe (Cochran-Smith & Villegas, 2015). Zugleich stellt die Professionalisierung von (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern angesichts der Komplexität des Arbeitsfeldes (Cochran-Smith, Ell, Ludlow, Grudnoff, & Aitken, 2014), das unter anderem durch Ungewissheit (Helsper, 2016) bzw. doppelte Kontingenz (Baumert & Kunter, 2006) gekennzeichnet ist, eine Herausforderung dar, die nur unter Einbezug einer Vielzahl an Perspektiven adäquat bearbeitet werden kann (Cramer, Harant, Merk, Drahmann & Emmerich, 2019).

Im Zuge der Qualitätsoffensive Lehrerbildung in Deutschland, der PädagogInnenbildung NEU in Österreich oder der fortschreitenden Akademisierung der gesamten Lehrerinnen- und Lehrerbildung in der Schweiz werden im deutschsprachigen Raum dieser drei Länder durchweg große Reformanstrengungen unternommen, die die besondere Relevanz eines breit zugänglichen, wissenschaftlichen Orientierungswissens im Bereich der Lehrerinnen- und Lehrerbildung einmal mehr verdeutlichen. Bedarf besteht sowohl für die Forschenden als auch für die in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung tätigen Dozierenden und Ausbildenden, die für Lehrerinnen- und Lehrerbildung Entscheidungstragenden in Bildungspolitik und Bildungsadministration sowie für die Lehramtsstudierenden, Referendarinnen und Referendare sowie für (die sich fortbildenden) Lehrerinnen und Lehrer selbst.

Im internationalen Raum existiert für die Forschung zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung (research on teacher education) eine lange Tradition an einschlägigen Handbüchern (Anderson, 1995; Clandinin & Husu, 2017a; 2017b; Cochran-Smith, Feimann-Nemser, McIntyre & Demers, 2008; Cochran-Smith & Zeichner, 2005; Loughran & Hamilton, 2016a; 2016b; Peters, 2019). Weitere internationale Handbücher thematisieren neben Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung insbesondere den weiteren Kontext des Lehrerinnen- und Lehrerberufs (Biddle, Good, & Goodson, 1997; Saha & Dworkin, 2009). Auch liegen Handbücher vor, die weniger eine Forschungsperspektive einnehmen, sondern vielmehr die Aufgabe der Lehrerinnen- und Lehrerbildung selbst fokussieren (Townsend, 2007).

Für den deutschsprachigen Raum liegt seit dem Jahr 2011 und seit 2014 in zweiter Auflage das Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (Terhart, Bennewitz & Rothland, 2014) vor, das sich in einem Großkapitel explizit auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung bezieht. Überblicksbeiträge (z. B. Rothland, Cramer & Terhart, 2018), Studienbücher (z. B. Herzmann & König, 2016; Rothland, 2016) und Systematisierungsversuche (Cramer, 2016) unterstreichen die Relevanz der forschungsbasierten Auseinandersetzung mit Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung im weiten Feld der Forschung zum Lehrerinnen- und Lehrerberuf (research on teachers) insgesamt.

Nur ein einschlägiges Überblickswerk aus dem Jahr 2004, das Handbuch Lehrerbildung (Blömeke, Reinhold, Tulodziecki & Wildt, 2004), behandelt spezifisch die Lehrerinnen- und Lehrerbildung bezogen auf Forschung, Lehre und Entwicklung im deutschsprachigen Raum in seiner Breite. Die hier vorliegende Neuausgabe steht in der Tradition dieses von Sigrid Blömeke, Peter Reinhold, Gerhard Tulodziecki und Johannes Wildt im Jahr 2004 herausgegebenen Handbuches. Diese Erstausgabe ist in sieben Großkapitel gegliedert: (1) Struktur und Entwicklung der Lehrerbildung (z. B. Geschichte der Lehrerbildung in Deutschland), (2) Grundsatzfragen der Lehrerbildung (z. B. Verhältnis von Wissen und Handeln), (3) Phasen und Orte der Lehrerbildung (z. B. Erste Phase an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen), (4) Ausbildungsgänge (z. B. Lehrerausbildung für die Grundschule), (5) Komponenten der Lehrerausbildung (z. B. fachdidaktische Ausbildung), (6) Lehrerausbildung aus der Perspektive beruflicher Aufgaben von Lehrerinnen und Lehrern (z. B. Diagnose und Beurteilung), (7) Fächerübergreifende Inhalte der Lehrerbildung (z. B. Umgang mit Heterogenität).

In der Retrospektive wird deutlich: Noch zur Entstehungszeit der Erstauflage Anfang der 2000er Jahre waren einige der heute allgegenwärtigen Diskussionen, z. B. um Digitalisierung oder Inklusion, nicht virulent. Die fachdidaktischen Beiträge waren im Umfang knapp, auch weil es in vielen Fachdidaktiken bis zum Erscheinen der Erstauflage nur wenig einschlägige Forschung zur Professionalisierung von (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern gab, die hätte referiert werden können. Selbst die Standards der Kultusministerkonferenz für die Lehrerbildung in den Bildungswissenschaften (KMK, 2004) erschienen erst im selben Jahr wie die Erstauflage des Handbuches – die Standards für die Fachdidaktiken erschienen erstmalig 2008 – und konnten keine konsequente Berücksichtigung finden. Die Diskussion um Kompetenzorientierung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und die damit einhergehende Forschungsförderung im Bereich der Kompetenzmodellierung, -operationalisierung und -erfassung setzte erst nach Erscheinen des Handbuches umfassend ein. Neuere strukturelle Entwicklungen wie die Einführung eines Praxissemesters in der ersten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Deutschland oder die oben angesprochenen Reformmaßnahmen sowie die damit verbundenen, stark intensivierten Forschungsaktivitäten konnten noch keine Berücksichtigung finden. Die hier angedeuteten Entwicklungen und kaum zu überschauenden Reformen der institutionalisierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung verweisen exemplarisch auf die Breite aktueller Forschungsanlässe und -befunde sowie auf eine florierende empirische Lehrerinnen- und Lehrerbildungsforschung insgesamt, für die es bislang an einem aktuellen und umfassenden Überblick mangelt.

Der skizzierte Hintergrund wurde bei der Planung und Realisierung der Neuausgabe des Handbuches Lehrerinnen- und Lehrerbildung aufgenommen. Er hat zu einer Neustrukturierung geführt, die auch mit einem Zuwachs an Beiträgen von ursprünglich 49 auf heute 107 Kapitel einhergeht. Die Herausgebenden haben die Initiative ergriffen – in Rücksprache bzw. in Kooperation mit dem bisherigen Herausgebendenkreis, dem Verlag Julius Klinkhardt sowie mit der Verlagsgemeinschaft utb – eine Neuausgabe des Handbuches Lehrerbildung nun als Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung vorzubereiten, die hiermit vorliegt. Diese Neuausgabe nimmt die Entwicklungen seit Erscheinen der Erstauflage auf, aktualisiert die vorhandenen Darstellungen der verschiedenen Diskurse und erweitert das forschungsbasierte Orientierungswissen zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung mit Blick auf die Breite der fachdidaktischen, bildungswissenschaftlichen und schulpraktischen Diskussion.

Im Duktus handelt es sich um ein Forschungshandbuch, das zugleich den Anspruch einer Gesamtdarstellung hat, die von einem breiten Kreis an Rezipientinnen und Rezipienten als Orientierungswissen genutzt werden kann. Es soll auch von Kolleginnen und Kollegen rezipiert werden können, die im weiten Feld der Lehrerinnen- und Lehrerbildung arbeiten (z. B. an Studienseminaren, in der Lehrerinnen- und Lehrerfort- und -weiterbildung oder in der Bildungsadministration). Eine klare Forschungsorientierung bzw. Fundierung aus der Forschung heraus ist für alle Beiträge maßgebend. Soweit sinnvoll, wurde eine strukturelle Einheitlichkeit der Texte innerhalb der einzelnen Großkapitel sichergestellt, um eine vergleichende Beschäftigung mit den Beiträgen anzuregen.

Neben der gebundenen Print-Ausgabe des Handbuches sowie dessen Verfügbarkeit als E-Book war es den Herausgebenden ein besonderes Anliegen, eine freie Verfügbarkeit des Handbuches zu gewährleisten: Unter der Internetseite www.handbuch-lehrerbildung.net stehen alle Beiträge dieses Handbuches für eine freie Verwendung (open access) zur Verfügung. Wir hoffen, damit einen Beitrag zu einer breiten Resonanz des hier vorgelegten forschungsbasierten Wissens zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung unabhängig von individuellen und institutionellen Ressourcen leisten zu können.

Aufbau und Inhalt des Handbuches

Das Handbuch Lehrerinnen- und Lehrerbildung stellt eine systematische Abhandlung weitreichender Fragenkomplexe zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung dar. Den Ausgangspunkt bilden die in Großkapitel I versammelten Zielperspektiven der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Grundsätzliche Aufgaben des Berufs. Damit wird ein Erwartungshorizont für Lehrerinnen- und Lehrerbildung und für die sich professionalisierenden (angehenden) Lehrpersonen aufgezeigt: Warum wird Lehrerinnen- und Lehrerbildung betrieben und was ist ihr zentraler Gegenstand? Die Darstellung orientiert sich hier an den bildungspolitisch als relevant erachteten Kompetenzbereichen wie etwa Unterrichten, Erziehen, Beurteilen oder Innovieren.

In Großkapitel II zu Zielperspektiven der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Spezifische Herausforderungen des Berufs werden ebenfalls die Zielperspektiven von Lehrerinnen- und Lehrerbildung aufgezeigt, jedoch in stärker spezialisierter Form sowie vor dem Hintergrund der konkreten beruflichen Anforderungen: Welche spezifischen Herausforderungen charakterisieren den Lehrerinnen- und Lehrerberuf? Die Darstellung orientiert sich an aktuellen und traditionellen Herausforderungen und Querschnittsthemen, die für den wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs prägend sind. Dazu gehören etwa Digitalisierung, Inklusion und Heterogenität, Coaching und Mentoring, (multi-)professionelle Kooperation, Sprachsensibilität, Berufsethos, Recht oder Gesundheit und Selbstregulation. Die beiden Großkapitel I und II begründen die Relevanz der nachfolgenden Darstellungen und erlauben eine allgemeine Einordnung des Stellenwerts der nachfolgenden Kapitel des Handbuches.

In Großkapitel III werden einführend und überblicksartig unterscheidbare wissenschaftliche Diskurse und Ansätze in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung thematisiert. Ausgehend von der Frage nach dem Theorie-Praxis-Verhältnis werden die viel diskutierten Ansätze der Kompetenzorientierung, Strukturtheorie und (Berufs-)Biografie ebenso vorgestellt wie das in der Professionsforschung häufig präsente, oftmals aber eher implizite Prozess-Produkt-Paradigma oder der Wirksamkeits-Ansatz. Positionen mit längerer Geschichte wie etwa der Persönlichkeits-Ansatz kommen dabei ebenso zur Sprache wie die neueren Perspektiven der Praxistheorie oder der Meta-Reflexivität.

Ausgehend davon werden in Großkapitel IV die Geschichte und Entwicklung, Strukturen, Phasen und Kontexte der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz eingeführt. Die Darstellung der Geschichte und Entwicklung der (institutionalisierten) Lehrerinnen- und Lehrerbildung mündet jeweils im Aufzeigen der gegenwärtigen Strukturen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung vor dem Hintergrund ihrer historischen Genese. Anschließend werden verschiedene Lehramtstypen vorgestellt, die Frage nach Kohärenz und Relationierung aufgeworfen und aktuelle Entwicklungen in der institutionalisierten Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden skizziert. Akteursgruppen werden beschrieben, der Lehrerarbeitsmarkt als Bezugsgröße der Lehrerinnen- und Lehrerbildung diskutiert, erste Einsichten in die Finanzierung des Systems werden gegeben und Fragen von Bildungsadministration und Governance thematisiert.

In Großkapitel V werden die verschiedenen Wege der Qualifikation für den Lehrerinnen- und Lehrerberuf beschrieben. Dazu wird die Lehrerinnen- und Lehrerbildung an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (erste Phase), im Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat (zweite Phase) und in der Berufseingangsphase sowie in der Fort- und Weiterbildung (dritte Phase) dargestellt. Der Vorbereitungsdienst stellt dabei ein bundesdeutsches Spezifikum dar, weshalb in den Kapitelüberschriften nicht explizit von der ersten, zweiten und dritten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gesprochen wird. Zusätzlich finden Quer- und Seiteneinstiege in das Lehramt Berücksichtigung. Das Großkapitel schließt mit der Qualifikation für Schulleitung und besondere Aufgaben, mit Studienverläufen von der Anwerbung bis zum Dropout bzw. zum erfolgreichen Abschluss sowie mit der Beurteilung und Zertifizierung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung ab.

Die drei nachfolgenden Großkapitel behandeln die zentralen Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: die fachlichen bzw. fachdidaktischen, die bildungswissenschaftlichen und die schulpraktischen Anteile. In Großkapitel VI zu Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Fach und Fachdidaktik wird in 24 Beiträgen zunächst ein in ihrer Breite bislang einmaliges Spektrum an Fächern bzw. Fachdidaktiken von der Biologie bis zur Wirtschaft mit Bezug auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung eingeführt. Damit gerät die große Bedeutung von Fachlichkeit in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick. Für alle großen Fächer bzw. Fächerverbünde thematisiert ein eigenes Kapitel den aktuellen Stand der Diskussion. Bezogen auf die Fächer Deutsch und Mathematik wird eigens zwischen Primarstufe und Sekundarstufe differenziert. Gegenwärtige Trends in der fachlichen bzw. fachdidaktischen Diskussion zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden in der Struktur explizit berücksichtigt. Aktuelle Diskurse bzw. Querschnittsthemen, etwa zur Digitalisierung und Inklusion, werden konsequent in die Kapitel mit einbezogen. Die fachwissenschaftlichen Grundlagen werden integriert und ihre spezifische Relevanz für die jeweilige fachliche Lehrerinnen- und Lehrerbildung wird zu Beginn der Kapitel aufgegriffen.

In Großkapitel VII zu Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Bildungswissenschaften werden die zentralen bildungswissenschaftlichen Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung samt ihrer Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern aufgezeigt. Dabei geraten auch Bildungswissenschaften in den Blick, die entgegen der früheren Praxis der Lehrerinnen- und Lehrerbildung heute bezüglich der Verteilung der ECTS-Punkte im bildungswissenschaftlichen Studium an Raum verloren haben, wie insbesondere die Philosophie und Soziologie. Die Beiträge unterstreichen die Relevanz eines breiten Studiums der eigenständigen disziplinären und paradigmatischen Traditionen der Wissenschaftsbereiche, die unter den Bildungswissenschaften in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung subsummiert werden und von allen Studierenden belegt werden müssen.

Mit dem Großkapitel VIII Komponenten der Lehrerinnen- und Lehrerbildung: Schulpraxis gerät die schulpraktische Professionalisierung angehender Lehrpersonen und damit ein besonderes Segment der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick, dem sich viele Forschungsansätze und Diskurse widmen. Unterschiedliche Formate schulpraktischer Lehrerinnen- und Lehrerbildung samt ihrer Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern werden vorgestellt und diskutiert, darunter Tages- und Blockpraktika, Praxissemester und Langzeitpraktikum, die Schulpraxis im Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat sowie in der Fort- und Weiterbildung im Beruf. Der in jüngerer Zeit stark angewachsenen empirischen Forschung zu schulpraktischen Studien – insbesondere im Zuge der verbreiteten Einführung eines Praxissemesters – wird damit explizit Rechnung getragen.

Großkapitel IX rückt bislang nicht in vergleichbarer Breite zusammengestellte Konzepte und Methoden in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Blick. Die Vielfalt an grundlegenden und aktuell diskutierten Konzepten und Methoden sowie deren Relevanz für die Professionalisierung von angehenden Lehrerinnen und Lehrern werden dargestellt. Neben aktuell in der Hochschulforschung viel diskutierten Konzepten, wie dem Forschenden Lernen oder dem Einsatz von Videos in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung, werden auch traditionsreiche Methoden, wie etwa die Aktionsforschung oder Trainingsprogramme, thematisiert. Eine Skizze der alltäglichen Lehrpraxis findet ebenso Berücksichtigung wie der Umgang mit Forschung und die Qualifikation im Bereich der Forschungsmethoden. Mit dem heimlichen Curriculum in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung wird ein bislang kaum bearbeiteter Aspekt aufgegriffen.

Die beiden abschließenden Großkapitel tragen einer bislang in der Forschung weitgehend vernachlässigten Perspektive auf die Akteurinnen und Akteure im Kontext der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Rechnung. Großkapitel X fokussiert zunächst auf Lehramtsstudierende sowie Referendarinnen und Referendare. Beschrieben wird hier, was aus der Forschung heraus entlang unterschiedlicher Dimensionen und Konstrukte über die angehenden Lehrerinnen und Lehrer bekannt ist. Die jeweiligen Diskurse und Forschungsfelder (Persönlichkeitsmerkmale, Pädagogische Vorerfahrungen, Motive und Interessen, Leistungsmerkmale, Herkunftsmerkmale, Professionswissen, Emotionen, Überzeugungen, Belastung und Beanspruchung) wurden dazu explizit auf diese Personengruppe (nicht auf im Beruf tätige Lehrpersonen) zugeschnitten. Offene Fragen und Forschungsdesiderate werden markiert.

Mit Großkapitel XI geraten schließlich Lehrerinnen- und Lehrerbildende sowie Entscheidungstragende in den Blick, die bislang kaum empirisch erforscht wurden. Beschrieben wird hier, was aus der Forschung heraus bezogen auf unterschiedliche Dimensionen und Konstrukte über die Qualifikationswege Dozierender, über Überzeugungen von Lehrerinnen- und Lehrerausbildenden, über weitere Akteure in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie über Akteure in der Bildungsadministration und Governance bekannt ist.

Dank und Gedenken

Mit der Erstausgabe haben sich Sigrid Blömeke, Peter Reinhold, Gerhard Tulodziecki und Johannes Wildt als Herausgebende im Jahr 2004 erstmals im deutschsprachigen Raum dem Bedarf nach einem forschungsorientierten Überblickswerk zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung angenommen. Aus heutiger Sicht kann das damalige Handbuch als Meilenstein einer seitdem in ihrer Intensität zunehmenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Lehrerinnen- und Lehrerbildung gewertet werden. Den damaligen Herausgebenden gilt somit unser besonderer Dank für ihre Initiative zu einem einschlägigen Handbuch, das den Ausgangspunkt für die nun vorliegende Neuausgabe darstellt. Sigrid Blömeke fungiert weiterhin als Herausgeberin, was die Kontinuität des so grundgelegten Anliegens der Verfügbarkeit eines aktuellen forschungsbasierten Orientierungswissens zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung unterstreicht.

Im Rahmen der Erstellung der Neuausgabe sind wir zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Arbeitsgruppen der Herausgebenden zu Dank verpflichtet. Sophia Dannecker (Tübingen), Sophia Leson (Köln) und Lasse Hochfeld (Münster) haben die Beiträge redaktionell formal bearbeitet. Wir danken ihnen für ihre akribische Arbeit an den Texten. Annika Bieler, Gabriela Knuth, Nikolas Kocher und Clara Rüter (alle Tübingen) haben Arbeiten im Zusammenhang mit der Korrektur der Druckfahnen und am Autorinnen- und Autorenverzeichnis unterstützt. Besonderer Dank gilt Sophia Dannecker, die in der Tübinger Zentralredaktion die Kommunikationsprozesse mit den Autorinnen und Autoren sowie die Durchsicht und formale Prüfung aller Beiträge im gesamten Prozess der Handbucherstellung unterstützt hat.

Dem Verlag Julius Klinkhardt, insbesondere dem Verleger, Herrn Andreas Klinkhardt, dem Herstellungsleiter, Herrn Thomas Tilsner und der Setzerin, Frau Elske Körber, sind wir für die gemeinsame Planung und Realisierung des Handbuches zu großem Dank verpflichtet.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglichte die Finanzierung der freien Zugänglichkeit der einzelnen Beiträge dieses Handbuches (open access) im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern über die Einrichtung der Internetpräsenz www.handbuch-lehrerbildung.net, wofür wir herzlich danken.

Von besonderem Wert ist uns als Herausgebenden die Mitwirkung unserer hoch geschätzten Kolleginnen und Kollegen, die als Autorinnen und Autoren die Entstehung dieses Handbuches allererst ermöglicht haben. Für ihre Beiträge und die Bereitschaft, sich durch Überarbeitungen auf den Aufbau und die Ausrichtung des Handbuches einzulassen, danken wir sehr herzlich.

Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir eine anregende Lektüre und inspirierende Gedanken. Wir freuen uns über das Interesse an einer forschungsbasierten Auseinandersetzung mit Fragen der Lehrerinnen- und Lehrerbildung.

Die Entstehung dieses Handbuches wurde durch den völlig unerwarteten Tod von Martin Drahmann (1987–2019) überschattet, auf den die Initiative zu dieser Neuausgabe mit zurückgeht und der als Mitherausgeber fungieren sollte. Er wurde viel zu früh und inmitten erster Arbeiten zum vorliegenden Handbuch aus dem Leben gerissen. Kurz nach Beginn eines Forschungsaufenthaltes in Kalifornien starb Martin Drahmann an den Folgen eines Herzstillstandes. Die Trauer um unseren geschätzten Kollegen und akademischen Freund ist angesichts des Unfassbaren noch immer unbeschreiblich. Im ehrenden Gedenken an Martin Drahmann widmen wir ihm diese Neuausgabe des Handbuches, dessen Erstellung ihm besonders am Herzen lag.

Tübingen, Köln, Münster und Oslo im August 2020

Colin Cramer, Johannes König, Martin Rothland und Sigrid Blömeke

Literatur

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